Almuths ethno-histo Blog

Dies ist Almuth Waldenbergers allererster Blog, den sie für das Tutorium zur Vorlesung "Geschichte der Kultur- und Sozialanthropologie" an der Universität Wien im Wintersemester 2005/06 eröffnet hat. Blogs Frauchen ist grundlos sehr stolz darauf und freut sich auf viele schöne Posts und Kommentare!

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Standort: Wien, Wien, Austria

Montag, Juli 22, 2013

MEINE Biserica Evangelica Fortificata!

 
 Erinnert ihr euch noch an das Spiel, das wir früher immer auf langen Autofahrten gespielt haben? Je nach Jahreszit und Familientradition geht es zum Beispiel so: Man zählt alle (beleuchteten) Christbäume, die bei einer nächtlichen Nachhausfahrt in Sichtweite kommen. Das haben wir in meiner Familie gemacht. Meine Freundin Maria hat mit ihren Geschwistern ganzjährig "Mein Kran!" gespielt: Man hält Ausschau nach Baukränen und wer als erster einen erspäht, proklamiert ihn mit einem lauten "Mein Kran!" für sich. Wer am Ende die meisten Kräne gesammelt hat, hat gewonnen. Zweifelsohne ein Spiel, das eng mit aktuellen Konjunkturhochs und -paketen zusammenfällt!
 
Am Samstag haben wir wieder einen Auflug gemacht. Es ging zu drei der hierzulande typischen befestigten evangelischen Kirchen, die imzuge der deutschen Ansiedelung und der Bedrohung durch die Osmanem errichtet wurden: Eine Kirche mit Befestigungsanlage rundherum, in der die (deutsche, evangelische) Kirchengemeinde in Zeiten der Not sowohl Unterschlupf finden als auch sich verteidigen konnte. Brasov selbst ist eine hochbefestigte Stadt, aus demselben Grund. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es in Siebenbürgen etwa 50 dieser befestigten Kirchen, und drei davon haben wir eben am Samstag angesteuert: Prejmer, Criț und Viscri.
Prejmer ist groß und eindrucksvoll:
 
Die Kirche fand ich noch schlichter, als man das von evangelischen Kirchen gewohnt ist. Aber nett. Der im oberen Bild zu sehende Verteidigungsring um die Kirche ist ziemlich geräumig und man kann ihn begehen. Habe ich ausgiebig gemacht! Kleiner Wohnraum, dahinter Gang und Schießscharte, immer wieder. In der Anlage ist auch eine Ausstellung über die Tätigkeiten der sächsisch-siebenbürgischen Erhaltungsgesellschaft (oder so, kann ich jetzt nicht googeln), die offensichtlich eine wahre Unzahl an kleinen befestigten Kirchen renoviert und für den Tourismus erschließt. Einiges an Geld dafür kommt aus Deutschland. Wenn man sich diese Ausstellung anschaut, fragt man sich fast: Muss das sein? Eine gleich aussehende befestigte Kirche nach der anderen renovieren?
Weiter gings zur nächsten Kirche! Diesmal eine recht kleine:
...mit sehr hübscher Verteidigungsanlage...
... in der sogar Störche nisten! Oh-Mann-wie-toll! - Sagt die Österreicherin, der beigebracht wurde, jedes Storchennest als Offenbarung zu betrachten, weil der Storchbestand in Österreich, abgesehen von ein paar günstigen Ecken, leider zu gering ist. Hier kann man aber in vielen Dörfern gleich zwei Nester sehen und meine begeisterten Ausrufe werden gar nicht so recht verstanden.

Die Kirche ist recht hübsch, mit Orgel über dem Altar und hinten einem zweistöckigen Balkon für die Kirchengemeinde, genauer für die jungen unverheirateten Männer, die erst heiraten und sich beweisen mussten, bevor sie die Messe von unten hören durften. Die Synagoge in Brasov kam mir in den Sinn, wo zu orthodoxen Zeiten die Frauen oben saßen und die Männer unten, wobei auch hier dem Untensitzen größeres Prestige zukam. In der kleinen Kirche von Criț saßen die Frauen mit den Kindern vorne, dahinter die verheirateten Männer, und oben eben die jungen Männer. Das und noch viel, viel mehr erzählte uns die 91jährige Führerin mit so viel Elan und langem Atem, dass es mir furchtbar leidtat, dass ich eigentlich gar nichts verstand, so sehr ich mich auch bemühte. Es gab ein kleines Übersetzungsprogramm auf Englisch, das aber so leise war, dass ich lieber versuchte dem Rumänischen zu folgen. Erfolglos! Aber auch die anderen hatten Probleme mit dem auffälligen (sächsich-deutschen) Akzent der Führerin.
Ups, im oberen Bild ist ganz rechts die Führerin zu sehen! Eine sehr sympathische und spannende Person. Weil ich ganz vorne saß und sie immer freundlich und konzentriert ansah, schaute sie mich beim Reden oft an, was nach einer Viertelstunde ein bisschen unangenehm wurde, weil ich ja gar nichts verstand! Im Foto darüber die Ansicht des Altars mit Orgel, alles pingelig renoviert.
Ui, was knurren uns hier immer die Mägen, wenn es um 14 Uhr Essen gibt! Dieser Rhythmus wird auch bei den Ausflügen eingehalten, aber kaum einer hat sich daran gewöhnt: Mit einer Ausnahme sind alle immer am Verhungern, wenn es zu der ungewohnten Stunde endlich etwas zu futtern gibt. (Selbst die Spanne von halb Vier bis halb/dreiviertel Acht, wenn zum Abendessen geläutet wird, reicht locker aus, um hungrig zu werden.) Im obigen Bild seht ihr den 250 Jahre alten, renovierten Bauernhof, in dem jetzt eine Pension und ein Gasthaus bestehen. Einige hatten das Glück, in der gemütlichen Laube draußensitzen zu können, ich saß in einem kuschelig eingerichteten altrumänischen Wohnzimmer drinnen und fand es auch ganz nett: Die Kühle tat gut!
Und wieder weiter! Viscri ist eine bekannte Touristenattraktion, aber die Bewohner halten sich mit dem Souvenirverkauf sehr zurück beziehungsweise verkaufen nur so hübsche Sachen wie selbstgemachte Hauspantoffeln, die ich leider nicht bezahlen konnte, weil mir die Lei gerade ausgegangen waren. Die Kirche von Viscri ist außerordentlich schön:
Man kann den Turm besteigen und sich die Gegend von rundherum anschauen. Ich habe ausnahmslos jeden Winkel fotografiert, aber damit quäle ich euch jetzt nicht. Es war sehr hübsch. Mit so halsbrecherischen Steinstufen und Holztreppen ("Betreten auf eigene Gefahr"!), dass ich mir doch tatächlich einen Muskelkater im rechten Oberschenkel holte, vom Wieder absteigen wohlgemerkt. Schön war es aber und das dazugehörige ethnographische Museum war sehr informativ, was die Sozialstruktur dieser kleinen Gemeinden betrifft (mit strengen Regeln und kommunenartig, meinte ein slowenischer Kollege, der den Kurs bereits zum zweiten Mal macht). Sehr spannend! Ich war dann auch unter den ganz letzten, die wieder beim Bus eintrudelten, aber alle gaben vor, es gar nicht bemerkt zu haben. Sehr nette Leute!

Phu, drei evangelische Kirchen an einem Tag! Ich glaube, nicht alle hielten das für ein Idealprogramm. Ich fand es aber lustig, dass das nicht die einzigen derartigen Kirchen in der Umgebung sind, nein, ständig sieht man Schilder zu einer anderen "Biserica Evangelica Fortificata", und manchmal konnte man auch einen Blick auf die eindrucksvollen Bauwerke erhaschen, hier zum Beispiel:
Eine sehr attraktive Methode, einen Hügel zu nutzen!
Ich habe mich jedenfalls dazu hinreißen lassen, armen Kurskolleg_innen, die gerade in der Nähe saßen, das beliebte österreichische Kinder-Autofahr-Spiel zu erklären, in der "Mein Kran!"-Variante, und setzte durch, dass wir für den Rest des Weges "MEINE Biserica Evangelica Fortificata!" spielten. Natürlich galt es nur, wenn man "Biserica Evangelica Fortificata" auch vollständig und richtig aussprach. Selbstredend!
Ach, dieses Rumänien. Draculazähnchen überall!

Sonntag, Juli 21, 2013

Die spinnen, die Österreicher!

... und _innen natürlich. Diesmal war ich nämlich die treibende Kraft, um diesen Eindruck bei den anderen Nationalitäten zu erwecken.
Wir oft bei solchen Veranstaltungen wie dieser, gab es am Freitag einen "internationalen Abend", bei dem die Teilnehmer_innen ihre Herkunftsländer vorstellen konnten. Wie die meisten anderen war ich irgendwie gar nicht begeistert. Diese zwanghafte Oberflächlichkeit, der Zwang irgendwas im Koffer mitzuschleppen, sich mit Trachten lächerlich zu machen, die eh keiner im echten Leben anhat, und überhaupt Stereotypisierungen kaum ausweichen zu können - wem macht das schon Spaß?
Der "Seara internationala" war dann auch tatsächlich ein äußerst nebensächliches Nerv- und Angsttehma am Mittagstisch der ersten beiden Wochen. Als er dann aber immer näherrückte, begann zumindest ich umzudenken. Wir Österreicher sind mit fünf Leuten mit die größte vertretene Gruppe (aus Deutschland ist keiner da!), die anderen sind ständig neugierig, wie es bei uns so läuft - irgendwie hatten wir doch eine Verpflichtung, uns an diesem Abend ein bisschen prominent zu präsentieren! Es gab also in der Woche davor zahlreiche konspirative Treffen, Tuscheleien (man glaubt ja nicht, wie viele Leute deutsch verstehen!) und Abmachungen. Drei Personen haben sich schlussendlich beteiligt. Und so lief es ab:
Ich stehe vorne und präsentiere meine Powerpoint-Präsentation über Österreich-Klischees. Ihr müsst das verstehen: auf dem sprachlichen Level, auf dem ich mich befinde, kann ich keine Differenzierungen machen. Es war das höchste der Gefühle, darauf hinzuweisen, dass es sich um Stereotype handelt ;-) Zahlreiche Lacher habe ich mit dem Abschnitt am Anfang bekommen, wo ich Fotos von österreichischen kulinarischen Spezialitäten gezeigt und dazu die rumänische Transkription gegeben habe: Zum Beispiel "Klaină Mokă" - nicht das lustigste Beispiel, aber ich brauche es euch nicht zu übersetzen :) Dann gab es ein paar wild durcheinandergewürfelte andere Klischees und am Ende stand mein Kollege auf und berichtete, dass wir in Österreich alle gerne Walzer von Johann Strauss tanzen und das jetzt vorführen. Ich hatte zu diesem Zweck ein improvisiertes, aber gar nicht mal so schlechtes Sissi-Kostüm an (oooh-nein-ich-habe-mich-in-der-Öffentlichkeit-als-Sissi-gezeigt-aaah!): Weißes Kleid, Stola die die Schultern freiließ, Zöpfe und Blumen im Haar - die Leute haben das berühmte Bild tatsächlich erkannt. Es wurde dann, leider viel zu leise, der Donauwalzer eingespielt, ich ein paar Runden auf kleinem Platz herumgewirbelt, und das war es auch schon.
Hehe!
Übrigens war es auch sehr amüsant zu sehen, wie die anderen ihre Länder präsentiert haben: Sie offenbarten dabei, wie nicht anders zu erwarten, ihre eigenen Persönlichkeiten und die Eigenarten ihrer Länder gleichermaßen.

Montag, Juli 15, 2013

Das müsst Ihr mir erklären!

So liebe Leute, das müsst Ihr mir erklären! Wieso habe ich heute 22 Aufrufe dieses Blogs in der automatischen Statistik des Blogbetreibers, wenn ich nur einem Bruchteil davon überhaupt von dem Blog erzählt habe? Findet Ihr den Blog etwa dermaßen spannend, dass Ihr alle vor Euren Kästen sitzt und mehrmals täglich aktualisiert? - Also, nicht, dass es mich stören würde. Aber komisch wär das! :O
Zweite Erklärungswürdigkeit: Wieso sind als Zugriffsquellen, also jene Internetseiten, über die der Blog angeklickt wurde, neben google.de auch t.co und www.filmhill. com angegeben? Ich habe t.co angeklickt, es ist die Webseite, mit der Twitter Links verschlüsselt. Hat jemand meinen Blog getwittert oder was? Dieses Filmhill habe ich gar nicht angeklickt, irgendwie zu merkwürdig. Das Seltsamste an der Sache ist, dass ich nicht hunderte Spam-Kommentare unter den Blogeinträgen habe, wie früher mal hin und wieder welche gekommen sind.

....... So, jetzt habe ich mich darauf besonnen (danke, beste Tante von allen!), dass ich doch schon FAST ein "digital native" bin, also so ein Problem wie das mit Filmhill eigentlich selber lösen kann. Ich habe gegoogelt. Sehr amüsant, tendenziell ungefährlich, aber jedenfalls: NICHT filmhill. com ANKLICKEN!

Also ich als digital native kann euch sagen, das Internet ist auch nicht mehr das, was es mal war (muss jetzt meine Maushandkrücke suchen gehen).

Sonntag, Juli 14, 2013

Plumps!

Plumps - wo ist die Woche hinverschwunden? Eine ganze Woche habe ich tatsächlich keine Zeit gehabt zu schreiben, ich hoffe sehr, ihr habt euch keine Sorgen gemacht und mich ordentlich vermisst.
Ich gebe nur kurz Nachricht, was ich alles angestellt habe in der Zeit, nur so als Idee davon, wie es hier zugeht.

Also, letzten Sonntag habe ich bekanntgegeben, dass es einen Aufstieg auf den Tâmpa geben würde. Den haben wir auch gemacht - oh Mann! Geregnet hat es zwar nicht, aber dafür war der lehmige Boden rutschig, die großen Steine in selbigem waren rutschig, und die Flachlandfranzosen und Mexikanerinnen stellten sich ziemlich an! Der Holländer bemerkte nur, dass er sich mit matschigem Lehm auskenne, und ich bemerkte, wie einen das Aufwachsen in Österreich doch für Dinge schult, die man eigentlich gar nicht braucht: Wann man Angst haben soll (wenn es rutschig ist zum Beispiel), dass man Mitwanderer_innen sagt, wenn ihre Schuhbänder offen sind (weil das sonst gefährlich ist), und sowas halt. Gerade als wir oben waren, fing es dann doch noch an wie aus Kannen zu schütten, was uns aber nicht davon abhielt - nein falsch, was unseren Führer nicht davon abhielt, uns zur Aussichtsterrasse zu scheuchen und uns hinter den Brasov-Buchstaben einen Vortrag zu halten. Der Kaffee im Café war dann eher nasskalt als angenehm. Runter ging es mit der Telecabina!
Hier ein Bild vom nassen Tâmpa runter:
Das ist der Ausblick auf den weitaus größten Teil der Stadt, der in der kommunistischen Zeit dazugekommen ist, als Brasov eine wichtige Industriestadt wurde. Keiner mag diesen Stadtteil, und das natürlich nicht nur deshalb, weil er nicht so schön für Fotos ist.

Montags hatte ich wieder um 10 Uhr Kurs (immer noch "gähn", wann werde ich mich dran gewöhnen?), Kaffee, Kurs, Essen von 2 bis halb 4, halb 5 einen spannenden Vortrag über rumänische Poesie mit Textbeispielen, um halb 8 Essen, und ab etwa 22 Uhr (technischer Defekt, hätte 21 Uhr sein sollen) einen vielfach preisgekrönten rumänischen Film. Gähn! Also, "gähn" wegen der späten Stunde, denn der Film war wirklich gut.

Dienstags "gähn", Kurs, Kaffee, Kurs, Essen, dann um 4 eine Kochstunde, wo wir zusehen konnten, wir das rumänische Hausbrot gebacken wird (einfach mit viel Erfahrung Weißmehl, Hefe, Salz und Wasser mischen, stehenlassen und backen), daraufhin den ersten Workshop für "Jurnalism & publicitate" (mit Brainstorming und Vorstellungsrunde), ein kleiner Stadtspaziergang zum einzigen Metal-Lokal der Stadt (nein, nicht meine Idee, aber äußerst nett dort), und erst 20.15 Abendessen.

Am Mittwoch fand die Bildungs/Grillwanderung vom letzten Eintrag statt!

Am Donnerstag gab es deswegen ein Doppel-"Gähn", Kurs, Kaffee, Kurs, Essen, halb 5 wieder Literatur, diesmal Prosa mit einigen Romantipps, und halb 8 Abendessen. Tot ins Bett gefallen, war aber auch nötig!

Freitag etwas weniger "gähn", Kurs, Kaffee, Kurs mit Hausübung, Essen, dann um 4 wieder Kochen (Mamaliga, das ist Polenta, mit ganz viel Käse drin und Cabanosi und Schinken drauf), dann wieder Journalismus, wo wir eine kleine Nachricht mit den bekannten W-Fragen (nur ohne w: cine, cum, ce, de ce, unde) schreiben mussten und ich mir vorkam wie in der Hauptschule. Nur dass ich damals besser schreiben konnte! Wieder spätes Abendessen - übrigens gibt es da immer das, was wir am Nachmittag gekocht haben! Die Mamaliga ist gut geworden, aber haufenweise Käse in klebrigem Kukuruz wird nie meine Idealspeise sein.

Heute dann wie erwähnt Sighisoara und eine gepolsterte Toilette - mehr darüber kommt wohl noch, wenn es sich ausgeht :-)
Alles Liebe euch allen!

Samstag, Juli 13, 2013

You pay for that?

Den Titel steuert diesmal ein holländischer Kollege bei. Ich habe ihm nach einem Besuch im öffentlichen Damen-WC das Foto gezeigt, das ich drinnen gemacht habe:
Das Klopapier ist von außerhalb der Kabine mitzunehmen und kosten tut es 1 Leu!
Vor und nach diesem hübschen Erlebnis hatten wir einen wirren Wandertag: Erst wie immer der Sprachkurs in der Universität, aber nur die Häfte. Dann schon um 12 (statt 14 Uhr wie sonst) Mittagessen, nur einen Salat. Dann Spaziergang die Stadtmauer entlang, inklusive Besteigung eines Turmes, der mit Ausstellung, Computern und "originaler" Geräuschkulisse ganz toll aufbereitet war:
Dann Wanderung zur ersten rumänischen Schule überhaupt, die in Brasov stand! Wir durften uns wieder wie Schüler fühlen, als der alte Führer uns in den typischen, 400 Jahre alten Schulbänken Platz nehmen ließ und uns aus einem Schulbuch über die Herkunftsländer der amüsierten Schüler referierte: Wien ist eine Stadt von 300.000 Einwohnern und hat in der Nacht Licht!
Im alten Schulgebäude ist noch eine Ausstellung über rumänische Intellektuelle und eine Anzahl alter Bücher untergebracht. Auch ein paar alte Notenblätter mit komischer Notatur waren da!
Neben der Schule steht eine wunderschöne orthodoxe Kirche, prächtigst geschmückt, mit geweihtem Brot, das man sich nehmen durfte, und natürlich fotografieren verboten.
Weiter ging's! Erst auf die Toilette, die ich euch gezeigt habe. Dann quer durch das alte Stadtviertel "Schei" (der Führer sprach es "Skei" aus), in dem früher die Rumänen wohnten, die wahrscheinlich ursprünglich Bulgaren waren und das Rumänische annahmen. Es bot unheimlich viele pittoreske Fotomotive. Ich habe mich auf dieser Wanderung aufs Fotografieren konzentriert. Irgendwie war der Kopf so voll, besonders nach dem Besuch der Schule, da war es in Ordnung, einfach mal die Umgebung einzufangen, ohne groß darüber nachzudenken oder den Führer zu löchern.
Und irgendwann, viel, viel später, waren wir an unserem Ziel angelangt! Die Pietrele Lui Solomon sind ein beliebter Ausflugsort, wo Leute an dem kleinen Bächlein grillen und es sich gut gehen lassen. Ich habe mir gleich mal meine Füße in dem Bächlein gekühlt und mir von den Steinen die müden Sohlen massieren lassen, dann konnte ich mich nur noch freuen auf das - na? - na? - na? GRILLEN natürlich! Einer der Höhepunkte des Programms, hatte es vorher geheißen, und es war wirklich spitze, da draußen zu sitzen und sich von den Leuten von unserem Restaurant (Mittags, Abends, gut) begrillen zu lassen.
Dafür, dass es ziemlich früh kühl wurde, hielten wir es ziemlich lange aus, und so wanderten wir schließlich in der Dunkelheit die guten eineinhalb Stunden wieder zurück (keine Sorge! War eine größere Gruppe! Nichts ist mir passiert :) ).
So, und abschließen werde ich diesen langen Eintrag mit einem Foto von heute: Sighisoara, gleich nach der Ankunft, öffentliches WC, kostet mit 2 Lei doppelt so viel wie das erste WC, aber welcher Luxus!

 Ein GEPOLSTERTER Klosessel!

Sonntag, Juli 07, 2013

Auf den Tâmpa!

In einer halben Stunde werde ich, sofern nicht aus dem diesigen Wetter Regen wird, den Hausberg von Brasov besteigen. Die Stadt liegt ja inmitten von Bergen (Hügeln könnte man auch sagen), und der Tâmpa ist der größte, auf der auch die wichtigste Festung der Stadt lag, die in ihrer gesamten Geschichte nie eingenommen wurde, wie man sagt. Sie wurde schließlich, damit das auch so bleibt, abgetragen und die Steine für eine Befestigung der deutschen Stadt verwendet (die Ungarn und Rumänen lebten in Stadtvierteln außerhalb und machten sich einen Spaß daraus, den Bach, der durch die Innenstadt führt, als "den Stinkenden" zu bezeichnen, weil sie in ihn alle ihre Ausscheidungen und Abfälle kippten, bevor er zu den Deutschen weiterfloss). Aber angeblich kann man da oben noch eine Ruine besichtigen.
Der Tâmpa liegt genau neben meinem Hotel. Wenn ich unten in der Stadt bin (zum Hotel muss man schon ein wenig bergauf wandern) und nicht weiß, in welche Richtung es heimwärts geht, suche ich einfach am Horizont nach dem Tâmpa und marschiere in diese Richtung.
Hier, ist er nicht nett, von der Stadt aus fotografiert:
Das ist er vom Berg gegenüber, auf dem die Zitadelle steht, die noch erhalten ist und in der vier Restaurants untergebracht sind. Wie waren bei der zweieinhalbstündigen Stadtführung (8 Kilometer!) dort oben und konnten die Entwicklung der Stadt von der kleinen Kolonie über die deutsche Stadt, dann Festung, bis zur kommunistischen Industriestadt mit dem entsprechenden riesigen neuen Stadtviertel schön nachvollziehen.
Beachtet den kosmopolitischen weißen Schriftzug!

Freitag, Juli 05, 2013

Nennen wir es Vielfalt!

Ich hatte heute ein Tief. Schaut euch mal das Bild an. Erkennt ihr das Problem? Wir haben die beiden Verben "sti" (wissen) und "citi" (lesen). Sie enden beide auf i, aber werden völlig unterschiedlich konjugiert. Es gibt keine Anzeichen dafür, welche Endungen verwendet werden sollen. Dieses Problem gibt es, wenn ich streng zähle, 16 Mal. DAZU kommen noch die unregelmäßigen Verben!
Und DANN gibt es noch Verben, wo völlig ohne Vorwarnung in der 3. Person Singular aus "o" ein "oa" wird oder Ähnliches. Ohne Anzeichen, ohne Regelmäßigkeit. Es ist einfach da und ich habe heute ein "sad face" von der profesoara deswegen bekommen, so eins: ":-("!

Übrigens wird es in den anderen Verbformen (es gibt ja so viele: Konjugativ, Optativ, andere Zeiten) nur wenig besser.

Ich bin heute beim Abendessen (zweieinhalb Stunden habe ich davor geschlafen, wegen vollem Kopf und Mini-Jetlag) draufgekommen, warum mich diese, nennen wir es freundlich "Vielfalt", so persönlich betrifft. Es ist wie damals beim Lateinlernen, nur dass es damals fünf Konjugationen gab, keine Ausnahmen, und ein paar ganz wenige unregelmäßige Verben.

Lebendige Sprachen sind ein Hund!

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Morgen geht es übrigens nach Sibiu. Plus: Juhu, das wird so schön! Minus: 9 Uhr morgens Abfahrt! (Doppelminus: Heißt es nun "morgens" oder "Morgens"? Wieso kann ich meine eigene Sprache nicht wenigstens?)